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Onkologie

Malignome im Kopf-Hals-Bereich

In Deutschland erkranken jährlich circa 15.000 Menschen an einem Malignom im Kopf-Hals-Bereich. Am häufigsten sind Kehlkopfkarzinome, gefolgt von Karzinomen des Rachens und der Mundhöhle.

Hauptrisikofaktoren für die Entstehung solcher Tumoren sind übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen (in Kombination besteht ein 45-fach erhöhtes Risiko), allerdings sind mit zunehmender Häufigkeit auch Nichtraucher und Nichttrinker betroffen. Deren Tumoren sind dann meist mit humanen Papillomaviren (HPV) assoziiert. Gelegentlich können auch berufliche Noxen für die Tumorentstehung verantwortlich sein, z.B. Hartholzstäube für Karzinome der Nase und der Nasennebenhöhlen oder eine jahrelange Asbestexposition bei Kehlkopfkrebs.

Viele Tumore werden erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Als erste Symptome werden häufig Schluckbeschwerden, eine Veränderung der Stimme, Atemnot oder eine Schwellung am Hals bemerkt.

Besteht der Verdacht auf ein Kopf-Hals-Malignom, muss zunächst eine Biopsie aus dem auffälligen Gewebe zur histologischen Diagnosesicherung erfolgen. Dies geschieht üblicherweise im Rahmen einer Spiegelung der oberen Atemwege und der Schluckstraße (sog. Panendoskopie) in Vollnarkose, wobei auch eine genaue Ausdehnungsbestimmung des Tumors möglich ist und weitere Tumoren, welche in bis zu 15% der Fälle vorliegen können, ausgeschlossen werden müssen. Außerdem werden eine Ultraschalluntersuchung der Kopf-Hals-Region, sowie eine Computertomografie durchgeführt, um eine Metastasierung in die Lymphknoten oder die Lunge feststellen zu können. Sind alle Befunde erhoben, wird die Therapie im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz gemeinsam mit den Strahlentherapeuten, Radiologen, Nuklearmedizinern, Pathologen und Internisten geplant.

In den meisten Fällen sind Kopf-Hals-Tumoren kurativ behandelbar, d.h. Therapieziel ist die Heilung des Patienten. Operativ bedeutet das eine radikale Tumorentfernung, oft gefolgt von einer anschließenden Bestrahlung (Radiatio) und ggf. Chemotherapie. Alternativ können bestimmte Tumore auch durch eine alleinige Radio- oder Radiochemotherapie behandelt werden. Wenn eine Bestrahlung durchgeführt werden muss, ist in der Regel eine (meist vorübergehende) Magensonde durch die Bauchdecke (PEG) erforderlich, um die Ernährung des Patienten sicher zu stellen. Eventuell kann auch ein Luftröhrenschnitt für den Zeitraum der Behandlung (sog. Schutztracheotomie) oder ein permanentes Tracheostoma (z.B. nach Kehlkopfentfernung) notwendig sein. Entscheidend für die Therapiefestlegung ist es, neben onkologischen Gesichtspunkten insbesondere auch mögliche durch die Therapie bedingte Funktionsstörungen (z.B. Schluckstörungen oder Verschlechterung/Verlust der Stimme) zu berücksichtigen, die die Lebensqualität des Patienten oft deutlich einschränken.

Im Falle einer Stimm- oder Schluckstörung erfolgt im Verlauf eine ausführliche Diagnostik und die Einleitung einer logopädischen Therapie über die Abteilung für Phoniatrie. In diesem Rahmen kann z. B. ein stationäres Schlucktraining in der HNO-Klinik geplant werden. Anschlussheilbehandlungen und die Weiterversorgung zu Hause werden durch unseren klinischen Sozialdienst organisiert.

Sprechstunde

Tumorerkrankungen im Kopf-Hals-Bereich

Spezialsprechstunde

Krebserkrankungen

Zeiten
Mittwoch: 8.00 – 15.00 Uhr

HNO-Klinik
Waldstr. 1
91054 Erlangen

Raum
Hochschulambulanz

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Telefon: 09131 85-33830
 

Weitere Informationen

Chirurgische Therapie maligner Tumoren im Kopf-Hals-Bereich

Ziel der chirurgischen Therapie ist eine vollständige Tumorresektion mit einem sicheren Abstand zum gesunden Gewebe. Bei umschriebenen Tumoren erfolgt eine transorale Resektion entweder konventionell (mit Skalpell und Schere) oder mikrolaserchirurgisch mit dem CO2-Laser. Bei Teilresektionen des Oro- und Hypopharynx sowie des supraglottischen Kehlkopfes hat sich insbesondere auch die transorale roboterassistierte Chirurgie (TORS) bewährt, um möglichst viel gesundes Gewebe zu schonen und die Organfunktion zu erhalten. Größere Tumoren sind einer alleinigen transoralen Resektion nicht zugänglich und müssen über einen transzervikalen Zugang operiert werden. Ggf. kann auch eine temporäre Unterkieferspaltung erforderlich werden, um eine ausreichende Übersicht zu erhalten. Entstehen durch die Tumorresektion große Defekte, die  zu funktionellen Beeinträchtigungen führen können, sind rekonstruktive Maßnahmen notwendig. In unserer Klinik sind freie Lappentransplantate (Radialis-, anterolateraler Oberschenkel-, Latissimus-dorsi-) ebenso etabliert wie lokal gestielte Lappenplastiken (z.B. Pectoralis major-). Zur Rekonstruktion des Pharynx kann gelegentlich auch ein Platysmalappen aus der Halshaut erforderlich sein.

Larynxkarzinome machen zwischen 25 und 30% aller Karzinome des Kopf-Hals-Bereichs aus und sind damit der häufigste bösartige Tumor in unserem Fachgebiet. Der wichtigste Risikofaktor für die Tumorentstehung ist der Zigarettenrauch (16-fach erhöhtes Risiko im Vergleich zu Nichtrauchern). Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Menge der täglich gerauchten Zigaretten, der Dauer des Tabakkonsums und dem Risiko einer Larynxkarzinomentstehung.

Eine Frühdiagnose spielt insbesondere hier eine große Rolle, da Frühstadien von glottischen Larynxkarzinomen im Vergleich zu anderen Kopf-Hals-Tumoren eine exzellente Prognose haben (90% 5-Jahres-Überlebensrate). Das Kardinalsymptom des Kehlkopfkarzinoms ist die Heiserkeit. Das liegt daran, dass bei Karzinomen eine Einschränkung der Stimmlippenschwingungen vorliegt, was konsekutiv zur Heiserkeit führt.  Bei der operativen Therapie sollte nach Möglichkeit eine Funktionserhaltung des Organs angestrebt werden. Kleine Stimmlippenkarzinome (T1a) können konventionell mikrolaryngoendoskopisch oder mit dem CO2-Laser reseziert werden. Größere Tumore müssen durch eine Teilresektion des Kehlkopfes oder eine Laryngektomie behandelt werden. In diesen Fällen ist die anschließende Stimmrehabilitation ein wichtiges Ziel.

Bei Karzinomen der Glandula parotidea oder submandibularis ist eine komplette Drüsenentfernung mit ipsilateraler Halslymphknotenausräumung erforderlich. Eine Ausnahme stellen kleine hochdifferenzierte Mukoepidermoidkarzinome dar, bei denen eine  sog. extrakapsuläre Dissektion ausreichen kann. (Link Speicheldrüsen) Bei Infiltarion des Nervus facialis ist außerdem je nach Ausmaß eine Nerventeilresektion bis hin zur vollständigen Resektion des Hauptstammes erforderlich. Als rehabilitative Maßnahme führen wir in solchen Fällen entweder eine primäre Nervenrekonstruktion durch ein Nerveninterponat (z.B. N. auricularis magnus, N. suralis, Halsplexusäste)  oder eine Kreuznervennaht (zwischengeschalteter Unterzungennerv) durch. Besteht bereits präoperativ eine Gesichtsnervenlähmung, empfiehlt sich eine sekundäre dynamische (via Masseter- oder Temporalismuskeltransfer) oder statische Rehabilitation (z.B. Lidgewichtimplantation, Tarsoraphie, Mundwinkelzügelung).

Die Behandlung der sinunasalen Karzinome besteht in einer primären radikalen, meist kraniofazialen Chirurgie, d.h. die Schnittführung liegt meist im Bereich der Gesichtshaut, am Haaransatz oder im Bereich des Mundvorhofs. Eine Entfernung des Auges (sog. Exenteratio) kann in fortgeschrittenen Fällen notwendig sein. Nur vergleichsweise selten liegen so kleine Tumore bei Diagnosestellung vor, dass eine umschriebene endonasal-endoskopische Resektion ausreichend ist. Die chirurgische Therapie wird üblicherweise durch eine postoperative Präzisionsbestrahlung, ggf. kombiniert mit einer Chemotherapie, ergänzt

Malignome der Haut sind im Gesichtsbereich häufig, da diese durch UV-Strahlung verursacht werden. Man unterscheidet grob den schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom), den weißen Hautkrebs (Basaliom oder Basalzellkarzinom) und das Spinaliom (Plattenepithelkarzinom). Der weiße Hautkrebs ist die häufigste Krebsart überhaupt und in etwa 8 von 10 Fällen tritt er im Gesichtsbereich auf. Basaliome entwickeln sich langsam über Monate bis Jahre und gehen allmählich in nässende Geschwüre über, aus denen kleinere Blutungen austreten können. Im Gegensatz zu anderen Krebsarten ist die Metastasierungstendenz gering, jedoch wachsen Basalzellkarzinome in die unter der Haut gelegenen Schichten ein und zerstören dabei in schweren Fällen auch knorplige und knöcherne Strukturen wie Ohrmuschel, Gehörgang oder das Nasengerüst. Um das Tumorgewebe zu entfernen und gleichzeitig die geschädigten Strukturen so weit wie möglich wiederherzustellen, sind dann mitunter mehrere und aufwändige Operationen notwendig. Bei Spinaliomen im Bereich von Kopfhaut, Schläfe und Ohr ist gelegentlich auch die Entfernung der Ohrspeicheldrüse und der Halslymphknoten auf der betroffenen Seite angezeigt. Maligne Melanome zeichnen sich oft durch ein aggressives Wachstum und eine hohe Metastasierungstendenz aus und werden primär durch die Dermatologie behandelt. Jedoch können sich diese Tumoren auch im Kopf-Hals-Bereich, z.B. in der Nasenhaupthöhle oder den Nasennebenhöhlen manifestieren, oder in die Halslymphknoten metastasieren und bedürfen dann einer operativen Therapie durch die HNO.

Gutartige Tumore:
Gutartige Tumore und einzelnen Lymphknoten zu diagnostischen Zwecken werden über einen möglichst kleinen Hautschnitt im Gesunden entfernt. Die Schnittführung wird dabei so angelegt, dass nach Abheilung der Operationwunde eine möglichst kleine Narbe verbleibt.

Bösartige Tumore/Lymphknoten:
Bösartige Tumore/Lymphknoten werden mit sicherem Abstand weit im Gesunden entfernt. Zielsetzung der Operation ist es hierbei, den gesamten Tumor sicher zu entfernen. Je nach Tumorart und Lymphknotenbefund erfolgt noch eine Mitbehandlung der Halslymphknoten. Diese kann operativ mittels Halslymphknotenausräumung oder mittels Bestrahlung erfolgen. Eventuell Mitbehandlung durch andere Fachrichtungen. (z.B. nach Lymphknotenentfernung bei Leukämie oder Lymphknotenkrebs durch Innere Medizin ).

Keine Operation ist ohne Risiko. Neben einer bestmöglichen Behandlung Ihrer Erkrankung ist es unsere ärztliche Pflicht Ihnen auch über die möglichen Risiken, die mit der Behandlung Ihrer Erkrankung einhergehen, zu erläutern. Die für Ihre Operation zutreffenden Risiken wird Ihnen Ihr behandelnder Arzt im Rahmen eine Aufklärungsgespräches erklären.