Videofeedback bei LKG-Spalten
Was ist Videofeedback?
Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten zeigen oft eine unphysiologische Aussprache aufgrund verringerter Gaumensegelaktivität. Das Gaumensegel trennt beim Schlucken die Nahrung von den Nasenwegen und dient zur Resonanzbildung bei der Artikulation. Sind die entsprechenden Muskeln zu schwach, kommt es zu veränderter Aussprache. Die Aktivität der Muskeln kann im normalen Therapiealltag nicht beobachtet werden.
Beim Biofeedback handelt es sich um eine Behandlungsweise aus dem Gebiet der Verhaltenstherapie. Für Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten werden mithilfe einer Endoskopie durch die Nase, Gaumensegelbewegungen sichtbar gemacht.
Durch den Einsatz mehrerer Sinneskanäle (kinästhetisch, auditiv und zusätzlich visuell) können die Artikulationsbewegungen gezielter auf dem Video-Bildschirm beobachtet und gesteuert werden.
So können eigene Sprechbewegungen des Gaumensegels, des Zungenrückens und des Rachens beobachtet und willentlich verändert werden. Die Beeinflussung des Gaumensegels erfolgt nach einem Lernprozess im Sinne einer Konditionierung. Das heisst ältere Patienten bemerken Fortschritte in ihrer Lautbildung und versuchen sofort entsprechende Artikulationspositionen erneut einzunehmen. Kinder werden nach erfolgreicher Lautbildung durch Lob bestärkt und versuchen ebenso eingenommene Positionen wieder aufzusuchen.
Wann ist Videofeedback indiziert?
Die Methode ermöglicht es, scheinbar unbeeinflussbare Vorgänge im Körper zu verändern.
Oft fällt den Patienten die auditive Bewertung ihrer Artikulation schwer. Fehlbildungen und Abweichungen aufgrund veränderter Spannungs- oder Bewegungsabfolgen nehmen sie nur begrenzt war und sind oft auf die Fremdbewertung von Außenstehenden angewiesen.
Aus diesem Grund ist die Anwendung sinnvoll, wenn:
- trotz intensiven Funktionstrainings ein kurzzeitiger Verschluss des Nasenrachens durch das Gaumensegel erschwert bleibt (velopharyngealer Verschluss)
- trotz regelmäßiger Therapie nasale Durchschlagsgeräusche auftreten
- bei funktioneller Fehlspannung
- evtl. auch bei kompensatorischer Ersatzlautbildung einzelner Laute
Wie läuft eine Behandlung mit Videofeedback ab?
Der Patient sieht auf dem Bildschirm richtig- und fehlgebildete Laute, indem eine Kamera seinen Nasen-Rachen-Raum filmt. Die Logopädin zeigt Übungen wie das Gaumensegel gekräftigt werden kann. Sobald eine Gaumensegelaktivierung erfolgt, hört der Patient dies nicht nur über seinen Stimmklang, sondern sieht auch die Veränderung des Gaumensegels auf dem Bildschirm. Durch den sich wiederholenden Vergleich zwischen visuell beobachteten Bewegungsmustern des Gaumensegels und der Selbstwahrnehmung, werden beide Kanäle stärker miteinander gekoppelt und somit langfristig für die korrekte Lautbildung gespeichert. Nach regelmäßigem Training kann der Patient die optimalen Bedingungen dann auch ohne technische Unterstützung, mithilfe des Gedächtnis, abrufen.