Allgemeine Informationen und der Ablauf für den Patienten
Ein Schwerpunkt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Universitätsklinikums Erlangen liegt in der operativen Therapie von Erkrankungen im Bereich der vorderen und seitlichen Schädelbasis. Hier finden sich auf engem anatomischen Raum wichtige und komplex angeordnete Strukturen, wie die Hirnschlagader, der Sehnerv oder der Gesichtsnerv.
Jährlich führen wir allein im Bereich der vorderen Schädelbasis ca. 800 Eingriffe durch. Hierzu zählen insbesondere endoskopische Operationen der Nasennebenhöhlen bei chronischer Entzündung, die Entfernung von gut- und bösartigen Tumoren des Nasennebenhöhlensystems und der Augenhöhle sowie die endoskopische Abdeckung von Defekten der Hirnhäute.
Neben der großen Anzahl operativer Eingriffe im Bereich der vorderen Schädelbasis werden an unserer Klinik über 150 operative Eingriffe der seitlichen Schädelbasis durchgeführt. Hierzu zählen unter anderem die Entfernung von sog. Angiofibromen, die Freilegung des Gesichtsnervs bis zum Hirnstamm und insbesondere die Entfernung von gutartigen Tumoren des Gleichgewichtsnervens (sog. Vestibularisschwannome/Akustikusneurinome) im Kleinhirnbrückenwinkel. Aufgrund der großen Patientenzahlen besitzt unsere Klinik bei letzteren Operationen deutschlandweit mit die größte Erfahrung.
Trotz unserer großen operativen Expertise gestaltet sich die Präparation im Bereich der Schädelbasis bedingt durch die komplizierten anatomischen Verhältnisse bisweilen schwierig. Dabei ist eine schnelle und genaue Identifizierung der anatomischen Landmarken nicht immer möglich. Zur erleichterten intraoperativen Identifikation und damit zum verbessertem Struktur- und Funktionserhalt führt unsere Klinik bei Notwendigkeit Eingriffe im Bereich der vorderen und seitlichen Schädelbasis daher als computerassistierte-Chirurgie (CAS = computer assisted surgery) durch. Deren Anwendung mit der Möglichkeit der intraoperativen dreidimensionalen Orientierung erlaubt uns eine rasche und genaue Darstellung potentiell gefährdeter Strukturen.
Voraussetzung für die Navigation ist eine hochauflösende Computertomografie (CT) des OP-Areals. Bei speziellen Fragestellungen, z.B. Tumoren, kann zur besseren räumlichen Abgrenzung zusätzlich ein Kernspintomogramm (MRT) mit dem CT-Datensatz "fusioniert" werden.
Unserer Klinik stehen derzeit insgesamt vier elektromagnetische Navigationssysteme zur Verfügung, drei der Fa. Fiagon und eines der Fa. Storz. Beide Systeme können sowohl an der vorderen als auch an der seitlichen Schädelbasis eingesetzt werden.
Darüber hinaus wird die computer-assistierte Chirurgie aber auch bei allen anderen Fragestellungen eingesetzt, bei denen eine exakte Lokalisation von krankhaften Strukturen erforderlich ist. Beispielhaft sei hier die Entfernung eines Metall-Fremdkörpers in der linken Augenhöhle genannt. Mit Hilfe der computer-assistierten Chirurgie war es möglich, diesen exakt zu lokalisieren und zu entfernen, was ohne Navigation erheblich erschwert gewesen wäre.
Ergänzt werden diese High-Tech-Geräte durch das Operationsmikroskop OPMI Pentero der Fa. Zeiss. Bildinformationen der Navigationssysteme können in das Okkular des Mikroskopes direkt eingespeist werden. Markierte Strukturen sind dann für den Operateur beim Blick durch das Mikroskop direkt sichtbar.