Zum Hauptinhalt springen

Wie Tinnitus entsteht

Wie Tinnitus entsteht

Erlanger Forschungsteam erklärt chronisches Ohrgeräusch mit computerbasiertem Modell

Am Mittwoch, 29. April 2020, ist der International Noise Awareness Day. Der Tag soll Menschen daran erinnern, sich gegen Lärm zu schützen. Doch was, wenn der Lärm gar nicht von außen kommt? Circa drei Millionen Menschen in Deutschland sind von chronischem Tinnitus betroffen. Woher das chronische Pfeifen im Ohr kommt, dafür gibt es verschiedene Thesen. Ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) kann die Entstehung von Tinnitus anhand eines computerbasierten Modells erklären.

Wissenschaftler um Dr. Patrick Krauss, Professur für Experimentelle HNO-Heilkunde in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Uni-Klinikums Erlangen, haben ein Modell entwickelt, das Tinnitus besser erklärt als bisherige. Als Grundlage dient die Stochastische Resonanz: „Wenn ein Signal zu schwach ist, um von einem Sensor gemessen zu werden, kann ein Zufallssignal, ein Rauschen, beigemischt werden, um es detektierbar zu machen“, erklärt Dr. Krauss. Beim gesunden Hören wird Stochastische Resonanz vom Gehirn genutzt, um die Signalübertragung vom Ohr ins Gehirn in sich ständig wechselnden akustischen Umgebungen zu optimieren. Wird zu wenig Signal ins Gehirn übertragen, zum Beispiel aufgrund eines Hörschadens, wird das Rauschen vom Gehirn verstärkt, um den Hörverlust zumindest teilweise auszugleichen. Das stärkere Rauschen entspricht der erhöhten Nervenzellaktivität entlang der Hörbahn bei Tinnitus.

Das Forschungsprojekt wird ab Mai mit 400.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. Durch Computersimulationen soll dann das bestehende Modell erweitert und verfeinert werden, um darauf aufbauend neue Behandlungsstrategien zu entwickeln: „Ein vom Gehirn erhöhtes inneres Nervenzellrauschen, das als Tinnitus wahrgenommen wird, könnte beispielsweise durch äußeres akustisches Rauschen ersetzt werden“, sagt Dr. Krauss.

Quelle: uni | mediendienst | forschung Nr. 26/2020

Weitere Informationen:

Dr. Patrick Krauss
Telefon: 09131 85-43853
E-Mail: patrick.krauss(at)uk-erlangen.de