Zum Hauptinhalt springen

Wenn die Mimik stillsteht

Wenn die Mimik stillsteht

Eine Gesichtsnervenlähmung kann unterschiedliche Ursachen haben und von einem HNO-Spezialisten behandelt werden

Keine Miene zu verziehen, bedeutet in der Regel, dass sich jemand keine Emotionen vom Gesicht ablesen lassen möchte. Ist es aufgrund einer Fazialisparese, also einer Gesichtsnervenlähmung, jedoch nicht mehr möglich, seine Gesichtszüge normal zu steuern – beispielsweise infolge einer Infektion, einer Operation oder eines Schlaganfalls– kann das weitreichende körperliche und psychische Folgen haben. Knapp 2.000 Deutsche sind davon jedes Jahr betroffen. „Bei einer Gesichtsnervenlähmung hängt in der Regel der Mundwinkel nach unten. Dadurch fließt Speichel unkontrolliert aus dem Mund heraus und Betroffene haben Probleme beim Essen und Sprechen. Ein spontanes Lächeln oder Stirnrunzeln sind ebenfalls nicht mehr möglich“, erläutert PD Dr. Antoniu-Oreste Gostian, Oberarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Universitätsklinikums Erlangen. „Diese Beeinträchtigung, die durch die Lähmung entstandene Asymmetrie des Gesichts und die nicht mehr vorhandene Mimik sind für viele Patienten eine große Belastung.“

Obacht bei Zeckenstichen

Auch das Auge lässt sich im Fall einer Gesichtsparese nicht mehr aktiv schließen. Das kann eine ständige Augentrockenheit oder sogar Hornhautschäden verursachen und sollte umgehend behandelt werden. Für eine Gesichtsnervenlähmung gibt es viele Auslöser: So sind u. a. bestimmte Infektionen – etwa mit Herpes-Simplex-, Mumps- oder Rötelviren – ursächlich für die Bewegungsunfähigkeit im Gesicht. Von Frühjahr bis Spätsommer sollte außerdem besonders auf Zeckenstiche geachtet werden, denn die kleinen Spinnentiere übertragen möglicherweise Borrelien auf den Menschen: Bakterien, die eine Borreliose verursachen und teils auch den Gesichtsnerven beeinträchtigen können. Weitere Ursachen für die Parese sind Tumoren, Schädelverletzungen, ein Schlaganfall oder ein nicht richtig eingestellter Diabetes.

Da die Fazialisparese aus vielen unterschiedlichen Gründen auftritt, muss sie auch sehr individuell behandelt werden, so Dr. Gostian. „Bei Borreliose oder einer Virusinfektion setzen wir Medikamente ein. Können wir den Auslöser aber nicht ausmerzen, weil wir entweder nicht wissen, warum die Lähmung auftritt, oder weil eine Verletzung den Nerven geschädigt hat, können unsere Logopäden betroffenen Patienten mit speziellen Übungen helfen.“ Teilweise werden auch Physio- und Ergotherapie verschrieben. Je nach individueller Ursache kann sich die Lähmung nach einigen Wochen der Behandlung dann teilweise oder ganz zurückbilden. „Reichen diese Möglichkeiten nicht aus, bleibt uns noch ein chirurgischer Eingriff“, ergänzt Prof. Dr. Jochen Wurm, leitender Oberarzt der HNO-Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. „Dabei können wir beispielsweise den Lidschluss korrigieren. Oder aber wir verbinden den geschädigten Gesichtsnerv mit einem gesunden Nerv beziehungsweise transplantieren Muskeln mit dazugehörigen Nerven aus einem anderen Körperbereich, um die Folgen der Lähmung zu korrigieren.“ Die Operation soll dann die Funktion des Gesichtsnervs wiederherstellen, die Symmetrie der beiden Gesichtshälften angleichen und damit dem Patienten wieder zu mehr Lebensqualität verhelfen.

Bei Symptomen zum Arzt

Verspüren Betroffene eines oder mehrere der geschilderten Symptome, rät Dr. Gostian zu einem Facharztbesuch: „Scheuen Sie sich nicht, sich bei einem Experten Hilfe zu holen. Mit einfachen Untersuchungen können wir in der Regel schnell feststellen, warum die Gesichtsnervenlähmung auftritt und sie dann entsprechend behandeln.“

Weitere Informationen:

PD Dr. Antoniu-Oreste Gostian
Telefon: 09131 85-33631
E-Mail: antoniu-oreste.gostian(at)uk-erlangen.de

Prof. Dr. Jochen Wurm
Telefon: 09131 85-33631
E-Mail: jochen.wurm(at)uk-erlangen.de