O du fröhliche Stimme
Instrument des Jahres: Fachabteilung Phoniatrie und Pädaudiologie des Uniklinikums Erlangen möchte für die Gesundheit der stimmbildenden Organe sensibilisieren
Wenn „Last Christmas“ und „O du fröhliche“ in der Weihnachtszeit erklingen, stimmen Groß und Klein in den festlichen Gesang ein. Nicht umsonst wurde die menschliche Stimme im Jahr 2025 von den Landesmusikräten zum „Instrument des Jahres“ ernannt. Doch die Stimme ermöglicht noch viel mehr als fröhliche Weihnachtsgesänge: Für hörende Menschen spielt die Stimme eine zentrale Rolle im zwischenmenschlichen Austausch. Sie vermittelt nicht nur Inhalte, sondern auch Emotionen, Stimmungen und persönliche Nuancen. Umso gravierender sind Einschränkungen, die durch Erkrankungen der stimmbildenden Organe entstehen. So können persistierende Stimmstörungen für Berufsgruppen mit hoher stimmlicher Belastung – etwa Lehrkräfte oder Beschäftigte im Service und im Einzelhandel – erhebliche berufliche und persönliche Konsequenzen nach sich ziehen. „Personen, die über einen längeren Zeitraum unter Stimmproblemen leiden, sollten unbedingt eine fachärztliche Abklärung in Anspruch nehmen“, betont Prof. Dr. Anne Schützenberger, Leiterin der Fachabteilung Phoniatrie und Pädaudiologie der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktorin: Prof. Dr. Sarina Müller) des Uniklinikums Erlangen. Ihr Team bietet spezialisierte ambulante Sprechstunden zur umfassenden Diagnostik und Behandlung von Stimmstörungen für Kinder und Erwachsene an. „Wir möchten das Bewusstsein für die Gesundheit der stimmbildenden Organe stärken, damit die Stimme auch im kommenden Jahr wieder klar und kräftig zum sozialen Austausch beitragen kann – und ein klangvolles Instrument im Orchester des Lebens bleibt.“
Das zentrale Organ der Stimmgebung ist der Kehlkopf, genauer gesagt die Stimmlippen – zwei elastische Gewebefalten, die im Inneren des Kehlkopfs gespannt sind und durch ihre Schwingungen Schall erzeugen. Beim Atmen bewegen sich die Stimmlippen nach außen in die sogenannte Respirationsstellung und geben dann den Weg für den Luftstrom in die unteren Atemwege frei. Beim Sprechen hingegen schließen sich die Stimmlippen: Die aus der Lunge strömende Luft dient als Antrieb, setzt die Stimmlippen in Schwingung und lässt so einen Ton entstehen. Wie tief oder hoch dieser ist, hängt davon ab, wie oft die Stimmlippen in der Sekunde schwingen. Bei Männern bewegen sie sich typischerweise etwa 100 bis 150 Mal pro Sekunde, bei Frauen dagegen deutlich schneller – nämlich rund 150 bis 300 Mal pro Sekunde. Daher klingen weibliche Stimmen in der Regel höher.
Nicht nur eine Frage der Schwingung
Der durch die Stimmlippen erzeugte Ton wird dann im sogenannten Vokaltrakt, dem Bereich vom Kehlkopf bis zum Mund- und zur Nasenhöhle, weitergeformt. Die Stellung der Zunge und die Öffnung des Mundes bestimmen dabei, ob ein Vokal entsteht. Engstellen oder Verschlüsse im Luftstrom, etwa an den Lippen, den Zähnen oder im Rachen, bringen hingegen Konsonanten hervor. Zugleich verleiht der Vokaltrakt unserer Stimme ihren individuellen Klang und sorgt für ihre Tragfähigkeit – also dafür, wie mühelos sie sich gegenüber anderen Stimmen und Umgebungsgeräuschen durchsetzen kann.
Kleiner Mangel, große Auswirkung
Wird dieser hochkomplexe Ablauf gestört, etwa infolge von stimmlicher Überlastung, Entzündungen, operativen Eingriffen, gut- oder bösartigen Neubildungen oder auch durch einen falschen Stimmgebrauch, kann die Stimme erheblich beeinträchtigt sein. Auch seelische Belastungen spielen häufig eine Rolle: Nicht ohne Grund teilen sich „Stimme“ und „Stimmung“ denselben Wortstamm. „Stimmstörungen sind in den meisten Fällen gut behandelbar – und der damit verbundene Zugewinn an Lebensqualität ist enorm“, betont Anne Schützenberger. Die Fachabteilung Phoniatrie und Pädaudiologie bietet daher spezielle ambulante Sprechstunden zu Stimm- und Schluckstörungen an – sowohl für Erwachsene als auch für Kinder: Stimmstörungen (organische und funktionelle Dysphonien), Singstimmstörungen (Dysodie) und Stimmangleichungen bei Transidentität. Zusammen mit ihrem ärztlichen und logopädischen Team setzt Prof. Schützenberger bei der Diagnostik und der Behandlung auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Unterstützt wird sie dabei von Prof. Dr. Michael Döllinger, Leiter des Forschungsbereichs in der Phoniatrie und Pädaudiologie, dessen Team kontinuierlich neue Aspekte der Stimmentstehung erforscht und so zur Weiterentwicklung moderner Diagnose- und Behandlungsverfahren beiträgt.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Anne Schützenberger
09131 85-32782
phoni-sekretariat(at)uk-erlangen.de





