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Die Zunge stimulieren

Die Zunge stimulieren

Kleines Implantat verhindert Atemaussetzer im Schlaf – Erlanger HNO-Ärzte bieten Komplettversorgung an

Schnarchen beeinträchtigt den Schlaf – hauptsächlich den der anderen. Setzt der Atem aber dabei länger aus, wird es auch für den Schnarcher selbst gefährlich: Obstruktive Schlafapnoe (OSA) nennt sich das Phänomen, wenn während des Schlafens die Atmung kurz stillsteht, weil die Muskulatur der oberen Atemwege erschlafft. Atemmasken oder Unterkieferschienen können helfen. Werden die aber nicht vertragen oder bringen sie keinen Erfolg, kommt seit Kurzem auch ein Zungenschrittmacher infrage: ein kleines Gerät, das den Zungenmuskel stimuliert und so die Atemluft wieder fließen lässt. Die Operateure der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Universitätsklinikums Erlangen implantieren diese Zungenschrittmacher und bieten Patienten eine Komplettversorgung aus einer Hand: von der Diagnose über die OP bis hin zur Nachsorge.

„Die OSA ist die häufigste nächtliche Atmungsstörung“, erklärt der geschäftsführende Oberarzt PD Dr. Maximilian Traxdorf von der Erlanger HNO-Klinik. Am häufigsten betroffen sind Männer, Ältere, Übergewichtige und Menschen, die rauchen, Alkohol oder Beruhigungsmittel konsumieren. Bei der OSA setzt die Atmung zehn Sekunden bis eine Minute lang aus, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt und der Betroffene wacht immer wieder kurz auf. „Manchmal kann es schon helfen, die Schlafposition zu ändern, sein Gewicht zu reduzieren und vor dem Schlafen keinen Alkohol zu trinken. Bei leichten bis mittelgradigen Fällen können zum Beispiel Unterkieferprotrusionsschienen zum Einsatz kommen – sie verlagern den Unterkiefer nach vorn und halten so den Atemweg offen. Der Goldstandard in der Therapie der OSA sind aber spezielle Atemmasken“, sagt Maximilian Traxdorf. Diese CPAP-Masken (continous positive airway pressure) erzeugen einen kontinuierlichen leichten Überdruck und halten so die Atemwege frei. „Sie werden aber nicht von jedem Patienten vertragen, eignen sich nicht für jede Anatomie und bringen auch nicht immer den gewünschten Erfolg“, schränkt PD Dr. Traxdorf ein.

Ein Zungenschrittmacher als kleiner Helfer

Bei einer mittelgradigen bis schweren OSA mit 15 bis 65 Atemaussetzern pro Stunde kommt dann auch eine Atemwegsstimulation infrage: Nur drei kleine Schnitte an Hals und Brustkorb sind nötig, um einen Impulsgenerator (Schrittmacher) in einer kleinen Hauttasche unterhalb des Schlüsselbeins zu implantieren. Das Prinzip ist mit dem eines Herzschrittmachers vergleichbar. Zum Zungenschrittmacher gehören ein Atemsensor und eine Stimulationselektrode. Der Sensor misst kontinuierlich den Atemrhythmus der Lunge und gibt ein entsprechendes Signal an den Impulsgenerator weiter. Dieser aktiviert die Stimulationselektrode am Zungennerv. Die Elektrode stimuliert schließlich den Zungenmuskel und verhindert, dass die Zunge und das umliegende Gewebe während des Schlafens in den oberen Atemweg zurückfallen und diesen blockieren. Dank dieses Systems bleibt der Atemweg frei und die Luft kann die ganze Nacht ungehindert ein- und ausströmen.

Den Schrittmacher schaltet der Patient vor dem Schlafengehen mit einer kleinen Fernbedienung ein – und nach dem Aufstehen wieder aus. Die Batterie hält acht bis elf Jahre lang, dann muss sie im Rahmen einer kleinen OP ausgetauscht werden. „Der Zungenschrittmacher reduziert Atemaussetzer oder verhindert sie sogar. Das führt zu weniger Schnarchen, weniger nächtlichen Wachphasen und weniger Müdigkeit am nächsten Tag, und auch andere Begleiterscheinungen der OSA werden minimiert – etwa Bluthochdruck, Kopfschmerzen oder depressive Verstimmtheit“, erklärt Maximilian Traxdorf. „In unserem Schlaflabor beraten wir jeden Patienten zu möglichen Therapien und dazu, ob ein Zungenschrittmacher aus schlafmedizinischer Sicht eventuell auch für ihn infrage käme.“

Weitere Informationen:

PD Dr. Maximilian Traxdorf
Telefon: 09131 85-36882
E-Mail: maximilian.traxdorf(at)uk-erlangen.de